Die unsichtbare Welt
Materie können wir sehen - meistens jedenfalls. Materie schafft Strukturen, in denen wir uns bewegen und an die wir uns halten müssen. Wenn da ein Haus im Weg steht, können wir nicht einfach trotzdem dort lang gehen, sonst gibts eine Beule.
Aber nicht nur die sichtbaren Strukturen der Materie bilden Randbedingungen für unser Verhalten. Es gibt da noch eine sehr reiche unsichtbare Landschaft, die auch unser Verhalten beeinflusst.
Ein Beispiel:
Wir laufen in ein Kaufhaus und wollen Geld ausgeben. Aber als wir fast schon im Begriff sind, es zu tun, beschleicht uns so ein komisches Gefühl: "Ist das nicht eigentlich ein bisschen zu teuer? Übersteigt das nicht eigentlich mein Budget?"
Und nun wissen wir nicht: Ist das nur unsere übertriebene Knausrigkeit oder geht das tatsächlich ein bisschen über unsere Verhältnisse?
Hinzu kommt dann noch der Gedanke: "Eigentlich will ich das gar nicht kaufen. Ich habe nur Angst, die anderen halten mich für geizig oder laden mich nicht mehr ein, wenn ich zu kleine Geburtstagsgeschenke anbringe."
Ja, es ist gar nicht so einfach, sich in dieser inneren Landschaft zurechtzufinden: Was ist richtig? Was ist nicht richtig?
Der isolierte rationale Verstand hat es mit den Gefühlen nicht so und deshalb trifft er leider oft die genau falschen Entscheidungen: Er lässt sich von Gefühlen ins Bockshorn jagen, die nur Einbildung sind und er ignoriert andere, die uns eigentlich schützen wollten.
Mit dieser Frage habe ich mich bereits in vielen Texten beschäftigt, zum Beispiel im Text über verhaltensrelevante Gefühle.
An dieser Stelle geht es darum zu sehen, dass es da eine üppige innere Landschaft gibt, die normalerweise so ein bisschen hinter der äußerlich sichtbaren Landschaft verschwindet, die doch irgendwie sehr viel "realer" erscheint.
Und das stimmt aber nicht: Die innere Landschaft ist mindestens genauso real und wichtig, wie die äußere.